KAPITEL 3
Zwei Fenster welche die Tage zerteilen, Kretas Zuckerhüte, Marktag in Mires, Feiertagsbraten und die Banditen von Kamilari.
Zwischen dem Abendfenster und dem Morgenfenster
vergehen 150 Tage und Nächte.
Das Nachtfenster zeichnet sich durch seine warme Unauffälligkeit aus. In Vollmondnächten wird eine Schmalseite des Fensters, die gegen Norden aufsteht beleuchtet. In sternenklaren Nächten wandert ein deutlich sichtbarer Stern aus der linken unteren Ecke nach rechts oben, wo er sodann gegen Mitternacht aus dem Fenster verschwindet(Zeit schlafen zu gehen). Die Drehung der Erde wird dadurch sehr schön sichtbar und wenn ich mal so richtig gut drauf bin kann's schon mal passieren, dass wir, also die Erde und ich uns mal so richtig in die Kurve legen. Etwa so wie vor kurzem als ich am Kamin hockte und ich plötzlich das Gefühl eines starken Schwindelanfalles hatte, ich dachte noch, nie mehr Alkohol, dann aber sah ich zu meiner Linken die Gegenstände die an der Wand hingen schwankten ebenfalls hin und her und da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, ich erlebte keinen Schwindelanfall sondern ein Erdbeben, welche auf Kreta nicht so selten sind. Dieses war mir insofern neu, als ich bis dato Erdbeben eher so als kleine Rumplerei erlebte, bei diesem jedoch Schwang das Haus eher wie ein Pendel hin und her. Ich bin dann doch vor das Haus getreten, allerdings nicht aus Furcht ;-) sondern nur um beobachten zu können, wie andere, nicht so gut gebaute Häuser zusammenstürzen (war aber nix). In der Nähe von Heraklion war das Epizentrum mit 5.6 nach der oben offenen Richterskala oder war's die nach unten geschlossene Mercalliskala?
Auch das Morgenfenster welches ich durch das Gespinst des Insektenschutzes beobachten kann gibt Aufschluss über die Uhrzeit, wenn die Sonne scheint wird früher aufgestanden, ansonsten wird noch mal in die Polster gekuschelt. Das Gespinst mag ich sehr, bin am überlegen ob ich nicht zu Hause auch so etwas installieren sollte, es gibt einem neben dem Schutz vor Insekten noch zusätzlich so ein Haus im Haus Gefühl, ein Baldachin für Könige mit kleiner Brieftasche.
Auch wenn ihr das Buch noch so knapp ranzoomt ihr werdet den
Titel nicht lesen können, aber ich will nicht so sein und verrate Euch es
handelt sich um "Pnin" von Vladimir Nabokov. Ein wirklich empfehlenswertes Buch
über einen russischen Professor der in die USA emigrierte. Ein liebenswerter
Individualist, ein Versager im Sinne des "way of life" der mit seiner
Persönlichkeit und Würde jedoch eher diese System lächerlich erscheinen
lässt. Voll des Witzes und des Tiefsinns wie etwa: ....dieses überaus
befriedigende Instrument, das "Ticonderoga - ticonderoga"
machte, dabei den gelben Lack und das süße Holz frisst und in einer Art
geräuschlos rotierender ätherischen Leere endet, wie wir alle es müssen.....
Wie gesagt ein tolles Buch (Ausgeliehen und empfohlen von Lambert).
17. Dezember jetzt wird's ernst. Der Schnee hat sich über
Nacht bis auf 800m Seehöhe herangeschlichen. Die nahen Berge sehen aus wie
Zuckerhüte und die Temperatur bewegt sich irgendwo zwischen 10 und 15°C. Die
letzten beiden Tage waren sehr regnerisch und stürmisch man sprach von Windstärke 11 weshalb
auch die Schiffe in Athen blieben und mit ihnen konnte auch Ilse´s Mann(Alexander) nicht
übersetzen. Wir haben viel gewitzelt, von wegen ob er für seinen VW-Bus auch
Schneeketten mit hat. Zwischenzeitlich ist er nun aber ebenfalls eingetroffen
und er konnte die Strecke ohne Schneeketten bewältigen.
Hier noch ein Panoramabild von den Bergen vor der Haustüre
mit Blick in die Mesaraebene.
Samstag. Markttag in Mires. Hier gibt's so
ziemlich alles was man benötigt und zu dieser hohen Zeit sogar eine ganze Menge
Dinge welche man nicht benötigt. Wie jene hüftwackelnde Weihnachtsmänner, ich
meine echte Schrottflintenobjekte, Fotos derselben gibt es keine. Dafür aber von
meinem liebsten Geschirrdealer der auch Teppiche führt. In jeder der Reihen
steht ein junger Mann und schreit unverständliche Worte in die Gesichter harmlos
vorübergehender.
Hier bekommst du Messer, ich meine wirkliche
Messer, solche mit denen man wirklich Eindruck machen kann.
Und diese brauchst du auch wenn du dich an diese Karotten
heranmachen möchtest.
Hier verkaufen harte Männer in Uniform alten Käse und süßen
Mishitra (siehe Kapitel 2).
Listige Bauern taxieren die Kunden und beeilen sich, dir
kleine Plastiksäckchen in die Pfote zu drücken, auf das du dich dann an ihren
wohlfeilen Waren bedienen tust. (Ich weiß Benjamin, tut sagt man nicht)
Der Abschluss soll diese Bild sein, man ahnt die
Weihnachtszeit im sehnsüchtigen Blick des Knaben der sich knapp am Auto stehend
an die Objekte seiner Begierde herandrängt.
Natürlich erstanden ich ebenfalls einiges und darauf möchten
wir jetzt einen Blick werfen.
Dieses Teil hier zum Beispiel wurde am Abend des 24. Dezembers zubereitet mit
Zwiebel und Petersielkartoffel.
Der Gute hat sich ausgezeichnet durch wahrlich zartes und grätenarmes Fleisch.
Nachfolgendes Objekt wurde an den Tagen ab dem 25. verzehrt.
Es handelte sich um einen Truthahn der Mittelklasse mit 3,6 kg zubereitet mit
einer köstlichen Brotfülle kreiert von Joe. JA, wir haben wirklich geschlemmt.
Auch diese netten bunten Suvlakispiesschen sind unserer
vulgären Fresssucht zu Opfer gefallen.
Und um dem Fass die Krone aufzusetzen haben wir uns an
Vanillekipferl und Kokosbusserl herangewagt, welche wir in mehrstündiger
Kochorgie herstellten. Das Bild zeigt die kleinen nackten Kipferln wie sie im
Ofen schwitzen.
Einen Teil davon haben wir auf kleine Pappteller getan und haben
diese an Bekannte und Freunde verschenkt. Wahrlich ein gelungenes Weihnachten
welches wir mit einem kleinen Spaziergang am Strand abrundeten.
Von links nach rechts sind sichtbar Lina(Hund), Tennisball, Alexander, Ilse,
Manny, Sandsteinfelsen, oberhalb Meer und noch mehr Meer .
Und hier kommen noch einige andere die gerne an den guten
Weihnachtssachen partizipiert hätten.
Die Banditenbande von Kamilari sie lauern vor Haustüren, Fenstern
und jeglichen Zugängen und betteln um ihr Leben. Leider sind die Touristen alle
nach Hause gefahren, welche den Sommer über freizügig Fressen gaben und mit den
Griechen ist nicht gut Kirschen essen. Das Fressen wird jetzt knapp und man muss
sich aneinander kuscheln denn so warm ist es auch nicht mehr. Der grimmige Blick
der Mutter lässt sich wohl eher dadurch erklären, dass sie bereits so viele
Kinder verloren hat. Als Katze auf Kreta hat man's nicht leicht. Habe vor kurzem
einen Österreicher kennen gelernt der 11 Katzen aus Österreich mit übersiedelt
hat. "Katzen nach Kreta tragen", das ist wahrscheinlich der neue Spruch, denn in
Athen gibt's wahrscheinlich keine Eulen mehr.
Dieses Bild widme ich dem Jahresausklang mit der Hoffnung auf
besseres Timing.
Außerdem wünsche ich allen, besonders jenen denen ich es noch nicht wünschen konnte, ein frohes Fest und ein glückliches Neues Jahr. Nächste Folge projektiert für Ende Jänner 04.